Sieben Antworten zur Zukunft von UND Generationentandem

UND Generationentandem hat am Freitag, 14. April, für seine Zukunft «Breaking News» verkündet. Ein Ort der Begegnung im Offenen Höchhus in Steffisburg und später ein ähnliches Projekt im Thuner Westquartier – was bedeutet das für die Zukunft des Vereins? Die Verantwortlichen beantworten hier die wichtigsten Fragen.

Worum geht’s?
UND Generationentandem will ein Begegnungszentrum in Steffisburg eröffnen und plant gleichzeitig seine Zukunft in Thun: hier den ganzen Beitrag nachlesen. Oder die Breaking-News im Video anschauen.

Die Projektgruppe Begegnungszentrum (Ueli Ingold, Erika Kestenholz, Elias Rüegsegger) sowie der Vorstand beantworten hier die wichtigsten Fragen.


1. Warum ein Begegnungszentrum für UND Generationentandem?

Das hat verschiedene Gründe: Gesellschaftliche und auch UND-interne.

Zuerst zu den gesellschaftlichen Überlegungen. Heute stellen wir uns unter Zusammenleben mehr vor als ein Nebeneinander. Wir denken an ein Miteinander, vielleicht sogar Ineinander der Generationen. Dialog, Begegnung und Zusammenwirken sind schöne Ziele. Doch wie und wo findet heute genau das statt? Dafür braucht es offene und öffentliche Orte der Begegnung für alle. Hier setzen wir mit unserem Wirken seit 2012 an. Unsere Werte und unsere Vision für die Gesellschaft haben wir in einer Charta für das Miteinander der Generationen aufgeschrieben.

Warum will gerade UND ein Begegnungszentrum betreiben? 2017 haben wir unser aktuelles Zuhause an der Schlossmattstrasse 10 bezogen. Zunächt den etwas grösseren UND-Raum, später ist das kleinere UND-Büro dazugekommen. An zentraler Lage ist hier die 2019 gegründete Geschäftsstelle angesiedelt. Die Räumlichkeiten sind gleichzeitig Arbeits- und Sitzungsort. Mit unserem stetigem Wachstum und unserer Entwicklung arbeiten hier immer mehr Leute. Dabei sitzen wir manchmal fast aufeinander. Ein Hauptproblem ist zudem: Mit der langen Treppe ist der Ort nicht barrierefrei zugänglich. Wir stehen für Begegnung und haben dabei de facto keinen Ort der Begegnung, der einfach so genutzt werden kann. Die UND-Räume sind als Büros und Sitzungszimmer konzipiert, dienten aber gleichzeitig für das Zusammensein der Mitglieder oder als offener Ort für alle.

«Miteinander, vielleicht sogar Ineinander der Generationen»: Elias Rüegsegger und Erika Kestenholz. – Bild: Hans-Peter Rub

2. Wie wahrscheinlich ist es, dass das Offene Höchhus Realität wird?

Der gesamte Gemeinderat von Steffisburg (Exekutive) bringt am 28. April das Geschäft in den Grossen Gemeinderat (Parlament). Stimmt das Parlament dem Geschäft zu, steht dem Offenen Höchhus nichts mehr im Weg. Doch: Wie hoch ist diese Hürde? Das ist schwierig zu sagen. Die Vorlage des Gemeinderats ist umfassend und beinhaltet sogar den Kauf des Höchhus durch die Gemeinde. Dass diese durch den ganzen Gemeinderat unterstützt wird und Reto Jakob als Gemeindepräsident die Vorlage nicht nur unterstützt sondern massgeblich geprägt hat, erhöht die Chancen sicherlich. Entscheiden müssen aber die 34 ParlamentarierInnen.

Worum es in der Vorlage genau geht und warum Steffisburg das Höchhus kaufen möchte, erklärt die Gemeinde in ihrer Medienmitteilung vom 14. April.


3. Konkret: Was passiert im öffentlichen Begegnungszentrum?

Ganz genau wissen wir das auch noch nicht. Ein Ort der Begegnung entsteht mit den Menschen, die ihn besuchen und diesen Ort beleben. Das Offene Höchhus möchten wir von Anfang an (1. Mai) von Montag bis Freitag (9–17 Uhr) öffnen. Dabei möchten wir auch Kaffee und Getränke anbieten – dies aber ohne Konsumationszwang.

Was im Offenen Höchhus geschieht, das entscheiden all jene, die ins Offene Höchhus kommen. Und so stellen wir uns das Miteinander-Sein vor (fiktive Erzählung): Manuel und Julia aus der 8. Klasse bereiten nach der Schule ihren Vortrag für übermorgen vor. Am Tisch daneben jasst das ältere Ehepaar Knecht mit FreundInnen bei einem Kaffee. Sara studiert Umweltwissenschaften in Bern und schreibt im Höchhus in einer ruhigen Ecke an ihrer Masterarbeit. Später kommen ihre Eltern auf ein Znüni dazu, die beiden arbeiten auf der Gemeindeverwaltung. Der 15-jährige Elia begrüsst die 83-jährige Gertrud, die ein neues Smartphone dabei hat und die Technikhilfe von Elia braucht. Die Gamer-Clique rund um Yannis trifft sich statt nur digital nun im offenen Höchhus, macht es sich auf dem Sofa gemütlich und fährt wie damals die Eltern Mario Kart-Rennen.

Was hier wohl entstehen könnte? Elias und Erika haben Ideen… – Bild: Hans-Peter Rub

Miteinander beleben: Der verwitwete Ruedi hat zeitlebens für viele Menschen gekocht – eines Tages kommt er ins Höchhus und sagt: Ich möchte einmal in der Woche einen Mittagstisch anbieten. Die Freundinnen Anna und Linda (beide etwa 50 Jahre alt) möchten endlich einmal etwas für sich machen und gründen am Mittwochnachmittag einen Brändi-Dog-Club für alle Generationen. Leonie ist im 2. Lehrjahr als Hochbauzeichnerin, im Moment wegen ihrer Depression aber längere Zeit krankgeschrieben. Jetzt kommt sie einmal in der Woche als Gastgeberin ins Höchhus – gemeinsam mit einer 40 Jahre älteren Freiwilligen von UND lässt sie Kaffees raus und bedient Höchhus-BesucherInnen mit selbstgemachtem Kuchen. Der KulturGarten Steffisburg legt vor dem Höchhus einen Kräutergarten an. Die Gemeindebibliothek Steffisburg eröffnet vor dem Höchhus einen offenen Bücherschrank.

Zur Inspiration schauen wir gerne nach Bern zu unseren FreundInnen des Berner Generationenhauses. «Damit würde in der Region Thun ein Pendant zum Berner Generationenhaus entstehen. Ich weiss, dass ein öffentlicher Ort der Begegnung und des gesellschaftlichen Dialogs für die Kohäsion aller Generationen eine riesige Chance ist.» Das sagt Till Grünewald, der Leiter des Berner Generationenhaus und langjähriger Freund von UND Generationentandem.

Was wünschst du dir im Offenen Höchhus? Schreibe uns von deiner Idee: zukunft@generationentandem.ch

«Eine riesige Chance»: Till Grünewald im Gespräch mit Luc Marolf bei einem UND-Anlass. – Bild: Hans-Peter Rub.

4. UND in Steffisburg – was aber ist jetzt mit Thun?

Wir sind ein Thuner Projekt mit Ausstrahlung in unsere Region und weit darüber hinaus. Unsere wichtigsten Veranstaltungen wie das Generationenfestival (Seefeld), die Politpodien (Gymnasien) oder Generationenforen (Rathaus Thun) finden in Thun statt. Projekte wie das Zuhörbänkli (Bahnhof), die Technikhilfe und viele mehr realisieren wir meistens in der Region Thun. So ist auch unsere Mitgliederstruktur: Etwa die Hälfte der Mitglieder ist aus der Region Thun, ein weiterer Viertel zumindest aus dem Kanton Bern und ein letzter Viertel aus der ganzen Deutschschweiz.

Wir verstehen uns weiterhin als Thuner Verein. Wir wirken dabei in der ganzen Region und mit Veranstaltungen und Projekten im ganzen Kanton. Unsere redaktionellen Angebote (Magazin print und online), unsere multimedialen Inhalte, SocialMedia und Newsletter erreichen Menschen im ganzen deutschsprachigen Raum. Der Anspruch von UND war und ist also immer: Voll Thun – aber nicht nur.

«Die Stadt Thun begrüsst die geplante Entwicklung von UND Generationentandem»

Raphael Lanz, Thuner Stadtpräsident

Wir freuen uns besonders, dass mit Raphael Lanz auch der Thuner Stapi unsere Entwicklung unterstützt. Diese Unterstützung ist für uns natürlich zentral: «Die Stadt Thun begrüsst die geplante Entwicklung von UND Generationentandem», sagt Stadtpräsident Raphael Lanz. Er ist seit Mitte Februar im Hintergrund in die Gespräche involviert. «Als Stadtpräsident freue ich mich darüber, dass der Thuner Verein nun mit einem Generationenhaus einen Ort der Begegnung schaffen kann. Mit dem neuen Begegnungszentrum in Steffisburg kann der Verein Erfahrungen sammeln, die für das Miteinander der Generationen in der ganzen Region Thun wertvoll sind.» Das später geplante Quartierzentrum im Thuner Westen, betrieben durch UND Generationentandem, biete interessante Perspektiven für die Stadt.

«Als Stadtpräsident freue ich mich», Raphael Lanz begrüsst die Entwicklungen von UND Generationentandem. Hier im Gespräch mit Moderatorin Heidi Bühler-Naef 2022 bei einer Veranstaltung. – Bild: Hans-Peter Rub.

5. Was geschieht mit dem bisherigen Standort (UND-Raum) an der Schlossmattstrasse 10?

Wenn das Offene Höchhus Realität wird, werden wir den bestehenden Mietvertrag kündigen. Das heisst konkret: Die gesamte Geschäftsstelle wird ins Höchhus in Steffisburg umziehen. Der Vorstand hat primär aus Kostengründen so entschieden. Zwar werden wir damit einen zentralen Treffpunkt in Thun verlieren, doch wäre es nicht sinnvoll, Mietzinse für zwei Orte zu finanzieren.


6. Wie kam es eigentlich überhaupt zu diesen Entwicklungen?

Bereits seit eineinhalb Jahren ist ein Ort der Begegnung – ein neuer Ort von und für UND Generationentandem ein erklärtes Ziel des Vorstandes. Im Oktober 2021 wurde die Projektgruppe Begegnungszentrum/neue Räumlichkeiten ins Leben gerufen. Projektleiter ist Ueli Ingold (67), Co-Präsidentin Erika Kestenholz (75) und Geschäftsleiter Elias Rüegsegger (28) wirken ebenfalls mit. Die wichtigen Entscheidungen hat dabei jeweils der ganze Vorstand gefällt.

Auch die Mitglieder des Vereins haben an der Hauptversammlung im August 2022 den Vorstand in seinen Bestrebungen unterstützt. Dies, indem sie folgenden Beschluss gefasst haben: «Die Hauptversammlung beauftragt den Vorstand Verhandlungen mit Genossenschaften und anderen Institutionen zu führen – mit dem Zweck neue Räumlichkeiten für den Verein zu erschliessen. Der Vorstand ist legitimiert bei einem positiven Verlauf der Verhandlungen Verträge abzuschliessen.»

(Kuchen)stück für Stück in die UND-Zukunft: Schon an der Hauptversammlung 2022 war die Zukunft von UND ein Thema. – Bild: Victor Keller

7. Nimmt sich UND Generationentandem hier nicht zu viel vor?

Definitiv nehmen wir uns viel vor, sehr viel sogar! Das ist für uns aber nichts grundsätzlich Neues. Wichtig zu wissen ist: Wir sind seit eineinhalb Jahren hinter den Kulissen an der Arbeit. Wir haben uns mit Finanzierungsmodellen, mit verschiedensten Konzepten und mit unseren Zielen und Möglichkeiten intensiv auseinandergesetzt.

Besonders wichtig war dabei die Unterstützung und Beratung durch Innovage in Person von Bettina Kläy und Peter Zbinden. Bei Innovage geben pensionierte Fachfrauen und -männer ihr Wissen weiter und unterstützen gemeinnützige Organisationen

Nun geht es plötzlich schnell. Dies, weil sich in Steffisburg mit dem Offenen Höchhus eine konkrete und schnelle Lösung anbietet. Da eine Veränderung des Status quo immer drängender wird und unsere Ideen weit ausgereift sind, haben wir die Überzeugung: Wir schaffen das, weil wir es wollen und können.

«Nun geht es plötzlich schnell. Dies, weil sich in Steffisburg mit dem Offenen Höchhus eine konkrete und schnelle Lösung anbietet.»

Vorstand UND Generationentandem

Dass wir dieses Wagnis auf uns nehmen, hat auch mit unserem Stil zu tun. Die Redensart «Wer nichts wagt, der nichts gewinnt» bedeutet doch auch: Wer nichts wagt, führt ein risikofreies und langweiliges Leben. Das wollten wir noch nie. Und: Wenn wir mit dem Offenen Höchhus oder später mit dem Begegnungszentrum im Westquartier auf die Nase fallen sollten, dann werden wir wieder aufstehen. Ein Untergang für UND wäre das jedenfalls nicht.

Wir meinen: Wir sind mutig aber nicht tollkühn.

Mutig aber nicht tollkühn: Vorstand und Geschäftsstelle von UND Generationentandem im Oktober 2022 auf dem Beatenberg. Vorne von links: Antonietta Pasanisi, Ueli Ingold, Rebekka Flotron, Erika Kestenholz, Jiri Leva. Hinten von rechts: Heidi Bühler, Verena Allenbach, Livia Thurian, Fritz Zurflüh, Tabea Arnold, Elias Rüegsegger und Rino Matter. – Bild: Yves Brügger